Vom Erkennen zwanghaften Messie-Verhaltens bis zur Hilfe bei der Entrümpelung verwahrloster Wohnungen

In Deutschland leiden laut Schätzungen von Ärzten und Selbsthilfegruppen zwischen 2-2,5 Menschen am Sammelzwang, im Volksmund bekannt als Messie-Syndrom. Ein Messie hortet Gegenstände von geringem oder keinem Nutzwert. Sein ganzer Lebensablauf wird dadurch beeinflußt und letztendlich kommt es durch Vermüllung der Wohnung zur völligen sozialen Isolation. Selten schaffen es die Betroffenen ohne Hilfe zurück in ein normales Leben. Bisher wird das Phänomen als Zwangsstörung und nicht als Krankheit eingestuft und somit gibt es weder exakte wissenschaftliche Daten noch eine fundierte Entwicklung von Therapieansätzen. Geschweige denn eine Übernahme der Kosten einer professionellen Hilfe für Messie-Betroffene durch die Krankenkassen. Oft wird das Messie-Syndrom als pure Schusseligkeit abgetan, mit dem ADS-Syndrom oder sogar Demenz verwechselt. Der Betroffene leidet an einer mangelhaft ausgebildeten Selbstwertschätzung und versucht, diese durch zwanghaftes Sammeln von Gegenständen zu kompensieren. Einig ist man sich heute, das es sich beim Messie-Syndrom um eine Bewußtseinsstörung handelt und es zuerst einer umfangreichen Analyse des jeweiligen Falles bedarf, damit nachhaltige Hilfe geleistet werden kann.

Definition Messie-Syndrom:

Das Messie-Syndrom ist eine psycho-emotionale Befindlichkeitsstörung. Der Begriff „Messie“ leitet sich vom englischen Wort „to mess“ ab. Dieser steht für „Chaos“, „Unordnung“ oder auch „Durcheinander“. Die korrekte englische Bezeichnung für die Erkrankung lautet „Compulsive Hoarding“. Der Begriff wurde zunächst durch die Medien geprägt, wird heute jedoch zunehmend im fachlichen Diskurs angewendet. Messies sind Menschen, die nicht in der Lage sind, zwischen gestalteter Ordnung und gesunder Unordnung zu wählen. Sie leben in chaotischen Strukturen und sind diesen hilflos ausgeliefert. Ein Leben in permanentem Chaos macht ihnen Angst, erzeugt Stress und das Gefühl von Inkompetenz. Die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit ist blockiert. (Wikipedia.de)

Einigkeit herrscht darüber, das es einer fundierten Analyse bedarf, um sich dem Messie-Syndrom wissenschaftlich zu nähern und Konzepte zur Hilfe der Betroffenen zu entwickeln.

Die drei Fasen des Messie-Syndroms:

Der Messie leidet unsäglich unter seinem Zwang zum Horten und der Weg führt in die soziale Isolation, sofern nicht Hilfe von außen kommt. Schröter nennt drei Fasen (Schröter, Veronika: Messie-Welten, Stuttgart, 2017, ISBN 978-3-608-89183-6).

Im ersten Stadium, der sogenannten „Wertbeimessungsstörung“, geht sie davon aus, das jeder Mensch jeden Tag Entscheidungen treffen muss, indem er Dingen Wert beimisst. Beim Messie ist diese Kompetenz mangelhaft ausgebildet oder fehlt ganz. Er selbst ordnet sich ja keinen Wert zu. Deshalb sammelt er vorsorglich alles, weil es ja irgendwann wichtig sein könnte. Spielen zusätzliche Faktoren wie psychische Erkrankungen, Demenz oder Schizofrenie eine Rolle, gelangt der Betroffene in die beiden anderen Fasen der Ausprägung des Syndroms. Kommt es zur Geruchsbildung und zu Ungeziefer, spricht sie vom „Vermüllungssyndrom“. Das „Verwahrlosungssyndrom“ beschreibt die Morbidität der gesammelten Gegenstände, die meist nicht mehr funktionstüchtig sind. Hierbei ist dann schon die Bausubstanz des Wohnumfeldes angegriffen. Letztendlich kommt Schröter zu dem Schluß, das eine einfache Entrümpelung nicht ausreichend ist, um durchgreifende Hilfe zu schaffen. Untersuchungen zeigen, das in diesem Falle sich die Wohnung nach einigen Tagen wieder im gleichen Zustand darstellt wie vorher. „Es muß Raum, Platz und Sprache finden, was mit dem Stapeln versucht wird, zuzudecken. Erst dann können die Betroffenen Gegenstände freigeben, ohne daran zu zerbrechen“.

Klinische Symptome:

Die Betroffenen haben den Zugang zu ihrer eigenen Würde verloren und leiden unter lähmenden Ängsten und großer Angespanntheit, häufig begleitet von psychsomatischen Symptomen. Der Stresspegel bewegt sich andauernd auf höchstem Niveau. Soziale Kontakte werden aus Angst vor der Entdeckung abgebrochen, das Schamgefühl gewinnt die Oberhand. Hilfsplanvereinbarungen können oft nicht längerfristig durchgehalten werden. Meist wird versucht, das Problem mit übermäßigem gesellschaftlichen und beruflichem Engagement zu kompensieren. Der Leidende wird damit letztendlich überfordert und gerät in eine Abwärtsspirale der andauernden Überforderung. Deshalb beschäftigen sich auch Ärzte mit der Problematik.

Psychotherapeutischer Ansatz:

Der Therapeut oder Psychiater muß in der Diagnose erkennen, ob es sich um ein echtes Messie-Syndrom handelt oder ein unechtes, verursacht beispielsweise durch Demenz, ADS-Syndrom oder einer Depression. Erst dann kann er wirksame Therapien entwickeln. Komplikationen stellen die Vermüllung dar. Oftmals ist der Leidende nicht mehr in der Lage, normalen Anforderungen von Hygiene und Sauberkeit nachzukommen. Somit sind neben Diskriminierung auch Krankheiten die Folge. Läuft dies aus dem Ruder, sind Depressionen bis hin zum Suizid die Folge.

Beim ersten Anzeichen also ist der normale Gang zum Hausarzt der wichtigste Schritt. Dieser leitet dann die weiteren Schritte bis hin zum Psychologen ein. Dabei geht man zuerst den Ursachen der Sammelwut auf den Grund. Zusammen mit dem Patienten werden Ordnungsstrategien entwickelt. Der echte Messie allerdings besitzt psychologische Barrieren, welche diese Art der Hilfe erschweren. Diese gilt es, Schritt für Schritt abzubauen.

Verhaltenstherapeutischer Ansatz:

Hier steht das Prinzip der Selbsthilfe im Vordergrund. Die Herstellung einer gesunden Ordnung ist das Ziel. Dem Patienten werden innerseelische Konflikte bewußt gemacht, welche die neurotischen Widerstände gegen das Loslassen überwinden sollen. Nach einem coaching im Aufräumen geht die Entrümpelung der Wohnung schrittweise vonstatten. Es darf bei der praktischen Ordnungsumsetzung zu keiner Überforderung kommen. Der Betroffene zieht sich sonst sofort zurück.

Praktische Umsetzung:

Durch die exzessiven direkten Lebensumstände von Leidenden am Messie-Syndrom, welche sich durch eine vermüllte oder verwahrloste Wohnung ausdrücken, werden Familie, Mitbewohner, Vermieter und die nähere Umgebung mehr oder weniger stark in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb ist die Einbeziehung einer professionellen Entrümpelungsfirma meist nicht zu umgehen. Wir von Rümpel Engel® unterstützt die betrofennen bei der gesamten Problematik mit professioneller Hilfe und verlassen die Wohnstätte nach getaner Arbeit besenrein.

Bei allen vorbereitenden und begleitenden Maßnahmen zur Bewältigung des Messie-Syndroms weist die Literatur darauf hin, das ohne nachbereitende Begleitung ein Rückfall in alte Verhaltensschemata wahrscheinlich gegeben ist.

Selbsthilfegruppen:

Bleibt noch der Hinweis auf Selbsthilfegruppen. Trotz google sind diese nicht immer leicht zu finden, da wegen der hohen Schambarriere keine Werbung gemacht wird. Niemand outet sich gerne als Messie. Hilfe ist von der NAKOS-Datenbank (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen) zu erwarten. Einfach den Begriff „Messie“ und Ihren Wohnort eingeben und es werden Ihnen entsprechende Kontakte genannt.

Das Messie-Syndrom ist mit professioneller Hilfe lösbar

Das Messie-Syndrom baut für die Betroffenen meist unüberwindliche Hürden auf, um den Alltag würdevoll zu bewältigen. Trotzdem ist die Problematik nicht unlösbar. Mit geordneten Maßnahmen und professioneller Hilfe im seelischen und praktischen Sinne ist das Leiden eingrenzbar und letztendlich bestehen gute Chancen, ein weitgehend normales Leben zu führen. Allerdings bedarf es dem Willen zur Annahme von Hilfe sowie einem gewissen Quantum an Geduld und Durchhaltevermögen aller direkt und indirekt Betroffener. Der Schlüssel dazu liegt in der Wiedererlangung eines normalen Selbstwertgefühls.